Die (türkische) Betreibergesellschaft TAV, die in Tunesien die Flughäfen Monastir und Enfidha betreibt, hat den Flughafen Enfidha bis auf weiteres geschlossen. Diese Entscheidung hat ihren Grund offenbar darin, daß zuvor entlassene Flughafenmitarbeiter im Flughafen streikten und bereits neue Streiks/Demonstrationen angekündigt haben.
Diverse Fluggesellschaften wie TUI oder EasyJet haben ihre Flugpläne dahingehend geändert, daß für Enfidha bestimmte Flüge nun stattdessen in Monastir oder Tunis landen/starten werden.
Enfidha, der "Flughafen im Nichts" leidet seit der Eröffnung an geringen Passagierzahlen. Damals als Hauptflughafen für Touristik in Tunesien geplant und für hohe Passagierzahlen konzipiert, hat er beide Erwartungen nicht erfüllen können. Hinzu kamen Streitigkeiten zwischen der tunesischen Regierung und der türkischen Betreibergesellschaft, u.a. über Geldzahlungen. Vor wenigen Wochen wurde einem Teil der Belegschaft gekündigt.
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Aus meinem Reisebericht von 2016 über den Flughafen Enfidha:
Diejenigen, die nach dem Aufstand auf dem Flughafen Enfidha gelandet oder von dort gestartet sind, die wissen ja meist Bescheid - doch selbst da mag noch ein Unterschied bestehen zum Dezember 2016...Enfidha, der Flughafen, der zwischen den Bevölkerungszentren Hammamet/Nabeul und Sousse/Monastir gelegen ist, sollte einst der größte Flughafen in Nordafrika werden. Dazu sollte noch ein Tiefsee- und Kreuzfahrthafen kommen.
So weit die Theorie.
Was Enfidha jedoch ist, das steht auf einem anderen Blatt. Gelegen ist der Flughafen mitten in einer schier endlosen Sumpfebene (die man dann erkennt, wenn es geregnet hat), weitab von jeder menschlichen Behausung (einmal von Ort Enfidha selbst, etwa 10km entfernt, abgesehen) und angebunden durch eine pompöse Spange zur Autobahn.
Das Flughafengebäude selbst ist, von der Abflughalle abgesehen, erstaunlich klein (irgendwie kam mir das Wort "Saarbrücken" in den Kopf) und wenn man einmal hingeht, wenn keine Passiere dort sind, dann wirkt das Ganze surreal wie aus einer anderen Welt, wie ein etwas größeres UFO, das auf einer weiten, flachen Fläche gelandet ist und in dem die Passiere aus Depression schon verstorben sind.
Der Sinn der riesigen Parkplätze erschließt sich auf den ersten Blick nicht, nur eine Handvoll Autos verlieren sich darauf. Kein Bus, kein Taxi, kein Nichts befindet vor dem Flughafen, und wenn man hineingeht, dann setzt sich das Nichts drinnen fort.
Kein geöffnetes Geschäft, keine geöffnete Bank, 1 geöffnetes Cafe und hier und da sich langweilende Reinigungskräfte und Polizisten. Mir wird auf Nachfrage an der (besetzten!) Information erklärt, daß nur dann, wenn Flugzeuge landen oder starten, überhaupt irgendetwas geöffnet hat oder zur Verfügung steht, und das wäre im Moment Freitags und Samstags der Fall.
Rückblick: Bei der Landung an einem Samstag am frühen Nachmittag waren alle Geschäfte geschlossen, alle Banken geschlossen, am Taxistand waren 2 Touristentaxis zu sehen (das sind die weißen, die bezirksübergreifend fahren dürfen, die gelben dürfen das nicht) und ansonsten nur 5 Touristenbusse (Transferbusse von Reisegesellschaften).
Vorausblick: Beim Start an einem Samstag morgen waren alle Geschäfte geschlossen, eine (1) Bank hatte geöffnet, keine Taxis am Taxistand und 2 Touristenbusse.
Ich bin dann noch dem sagenhaften Mythos Busverbindung (oder gar Sammeltaxi) nach Sousse oder Hammamet, die einige Reisende gesehen haben wollen, nachgegangen. Im Dezember 2016 jedenfalls gab es eine solche Busverbindung NICHT (keine Haltestelle, kein Fahrplan), obwohl ich für einen Moment einen Linienbus auf dem Gelände herumkurven sah. Da habe ich sicherheitshalber auch noch einmal nachgefragt und mir wurde gesagt, daß es einen Bus gäbe, der zum Dorf Enfidha fährt und da könne man dann umsteigen in das Sammeltaxi nach Sousse oder Hammamet. Wann die Busse nach Enfidha fahren (sicherlich nicht nachts), danach habe ich leider nicht mehr gefragt, doch in etwas über einer Stunde habe ich nur 1 Bus gesehen.
Also zumindest derzeit gibt es definitiv keine Busverbindung in die Touristengebiete. Das heißt, das jemand, der in Enfidha landet und keinen Flughafentransfer gebucht hat, da gestrandet ist. Er hat nur die Möglichkeit, ein Taxi zu nehmen (wenn denn eines da ist, da muß man sich schon beeilen) und dafür Mondpreise zu zahlen - der am Taxihalt angeschriebene Preis ist ebenso hoch, wie ein Transfer per Mietwagen mit Fahrer.
Deshalb meine Empfehlung als Individualreisender: Gönnen Sie sich den Luxus, sich von einem Mietwagen mit Chauffeur vom Flughafen abholen zu lassen und sich damit noch individuell einen ganzen Tag herumfahren zu lassen (1 Tag Miete) ... das kostet nur wenig mehr, als nur die Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel allein (Sousse, Kantaoui, Hammamet, besonders aber Monastir oder Mahdia).
Alternativ kann man natürlich auf den Linienbus nach Enfidha warten und dort Umsteigen ins Sammeltaxi, was wesentlich preisgünstiger ist, doch auch wesentlich beschwerlicher und länger dauert (sagen wir einmal, 2-3 Stunden).
Was gibt es sonst noch über den wohl trostlosesten Großflughafen zu sagen? Nichts wirklich, es ist ein Flughafen, nicht mehr und nicht weniger. Mit einem Zollfreigeschäft (das sogar geöffnet hatte). Mit Durchleuchtungsgeräten. Mit Gepäckband. Mit diversen Schaltern und Gängen.
Mit einer Start/Landebahn, die zum Meer hin bzw. davon weg führt (ca. 100m), entweder beim Starten oder beim Landen kann man sich immerhin zumindest noch dem Gedanken hingeben, was wohl passiert, wenn der Pilot sich verschätzt.
Ach ja: Ich war auch am Flughafen Monastir: Parkplätze gut belegt, Flugzeuge auf dem Rollfeld, Passagiere vorhanden, Geschäfte geöffnet, 3 Minuten Fußweg zu Bus, Bahn und Sammeltaxi, gelbe Taxis vor dem Gebäude ... alles genau so, wie es dort immer schon gewesen ist ... (grübel) ...