In "sozialen" Medien kursiert derzeit das Gerücht, daß Tunesien die Gehälter für Staatsangestellte ab September nicht mehr zahlen kann. Dies wurde jedoch u.a. von der tunesischen Zentralbank dementiert.
Der Wirtschaftsexperte Joudi sagte jüngst in einem Interview mit einem tunesischen Magazin, daß Tunesien vielmehr einem anderen Problem gegenüberstehe, nämlich womöglich nicht in der Lage wäre, die vereinbarten Raten für Kredite, die das Land in den letzten Jahren erhalten habe, zurückzuzahlen. Er vergleicht die Situation Tunesiens mit der von Griechenland und dem Libanon.
Tatsächlich soll es bereits, wie seit einiger Zeit in tunesischen Medien und auch vom Wirtschaftsminister berichtet wurde, Gespräche mit Banken und Ländern (Saudi Arabien, Katar, Frankreich und Italien) über eine Streckung/Aussetzung einzelner Raten und Rückzahlungen geben.
Im Zuge der CoVid-Problematik steht jedenfalls fest, daß Tunesien nicht nur einen nennenswerten Einbruch seiner Staatseinnahmen erleiden mußte und muß, sondern auch die Überweisungen von Auslandstunesiern und die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft (hier etwa -60%) erheblich zurückgegangen sind.
Auch der frühere Premierminister Fakhfakh befürchtete Ende Juli bereits eine drohende Staatspleite Tunesiens (siehe Bericht hier im Forum).
Tunesien muß im Jahre 2020 (wegen Corona wurde die Fälligkeit bis zum Jahresende verschoben) mindestens 1,8 Milliarden Dollar zurückzahlen. Im tunesischen Budget für das Jahr 2020 sind 40% der Ausgaben für die Gehälter von Staatsangestellten und 22% für die Schuldentilgung angesetzt.